Die Internet-Apokalypse steht bevor: „Es hat noch drei Jahre zu leben“

Sam Altman, CEO von OpenAI, dem Entwickler von ChatGPT, machte eine bemerkenswerte Bemerkung zur „Theorie des toten Internets “, die lange Zeit an den Rand gedrängt und oft als Verschwörungstheorie abgetan wurde.
Die Theorie besagt, dass der Großteil der Online-Inhalte automatisch generiert wird und das Internet weitgehend „tot“ ist. Altman, der zuvor sagte, er nehme diese Theorie nicht ernst, glaubt nun, dass sie tatsächlich stimmen könnte.
„Ich habe mich nie ernsthaft mit der Theorie des toten Internets beschäftigt, aber es gibt mittlerweile viele Twitter-Konten, die tatsächlich vom LLM (Big Language Model) gesteuert werden“, schrieb Altman letzte Woche.
Mittlerweile sagen einige Experten, dass das Internet tatsächlich dem „Tod“ sehr nahe sei.
ERSTE ANZEICHEN EINES TOTEN INTERNETSIm Jahr 2024 wurden Social-Media-Nutzer erstmals mit Bildern konfrontiert, die von künstlicher Intelligenz generiert wurden.
Obwohl diese Inhalte auf den ersten Blick harmlos erscheinen mögen, wurden sie als Zeichen dafür interpretiert, dass das Internet mit künstlichen Inhalten gefüllt sei und Bots begannen, die menschliche Produktion zu ersetzen.
Jake Renzella und Vlada Rozova von der University of New South Wales und der University of Melbourne schrieben in The Conversation:
Einige dieser hyperrealistischen Bilder haben über 20.000 Likes und Kommentare erhalten. Die Erklärung für die Theorie des toten Internets ist, dass von KI und Bots generierte Inhalte die von Menschen erstellten Inhalte überholen.
Laut dem Bericht des Cybersicherheitsunternehmens Imperva für 2024 wird fast die Hälfte des Internetverkehrs von automatisierten Systemen generiert. Während 2021 noch 42,3 % des Internetverkehrs von Bots stammten, stieg diese Zahl im Jahr 2023 auf 49,6 %. Bei dieser Entwicklung werden Bots bis Ende der 2020er Jahre den Großteil des Internetverkehrs ausmachen.
Darüber hinaus ergab eine Studie des Pew Research Center, dass 38 Prozent der im Jahr 2013 von Menschen erstellten Webseiten nicht mehr existieren, d. h. sie gingen aufgrund von „Link-Routing“ verloren.
Laut Popular Mechanics untermauern diese Entwicklungen die Schlussfolgerung, dass das Internet nicht mehr „von den Menschen, sondern für die Menschen“ ist.
DER ANFANG DES ZUSAMMENBRUCHSRenzella und Rozova betrachten diese Beispiele im Wesentlichen als Bot-gestütztes Engagement-Farming.
Im Online-System „Aufmerksamkeit = Einkommen“ ist die Automatisierung dieses Prozesses lediglich eine einfache Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Auch der ehemalige Reporter der New York Times und der Washington Post, Taylor Lorenz, beschreibt den Aufstieg algorithmischer Inhalte als den Beginn des Zusammenbruchs des Internets:
„Ich glaube, das Internet war schon vor der Ankündigung von ChatGPT in einem Endstadium. KI-gestützte algorithmische Rankingsysteme haben den Weg dafür geebnet, das Internet mit endlosen, wertlosen Inhalten zu überfluten.“
WAS IST MIT NACHRICHTENSEITEN?Auch das Missbrauchspotenzial von KI-Inhalten ist hoch.
Laut einem Bericht von NewGuard vom Mai 2025 werden über tausend Nachrichtenseiten fast ausschließlich von Bots betrieben. 167 davon geben sich als lokale russische Nachrichtenseiten aus, veröffentlichen schwerwiegende Irreführungen über den Ukraine-Krieg und generieren einen Großteil ihrer Inhalte mithilfe künstlicher Intelligenz.
WIE LANGE MUSS ER NOCH LEBEN?Altman sagt zwar, er habe die Theorie vom toten Internet bisher nicht ernst genommen, räumt aber ein, dass die Zahl der KI-verwalteten Twitter-Konten zunimmt. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass persönliche Nachrichten oder private Posts nicht verschwinden werden, die Nutzer aber sorgfältiger zwischen echten und automatisierten Inhalten unterscheiden müssen.
Renzella und Rozova hingegen glauben, dass das Internet, wie wir es kennen, „noch drei Jahre zu leben hat“:
„Die Möglichkeit, unsere Gedanken frei zu formulieren und zu teilen, hat das Internet so mächtig gemacht. In diesem Kontext ist das Internet, das wir kennen und lieben, jetzt ‚tot‘.“
ntv